Montag 28.09.2020 Die Digitalisierung in der Medizin

Chancen und Herausforderungen für Arzt und Patient

Eine Expertenwerkstatt mit

Prof. Dr. Thomas Seufferlein | Ärztl. Direktor Innere I Universitätsklinikum Ulm
Prof. Dr. Michael Denkinger | Ärztl. Direktor Agaplesion Bethesda Ulm
Dr. Julia Inthorn | Direktorin Zentrum für Gesundheitsethik Hannover

Moderation: Dana Hoffmann | Liveübertragung mit Fragen- und Diskussionskanal

Experten geben einen kurzen Einblick in die personalisierte Medizin – Segen und Fluch der Daten, stellen die Frage nach den digitalen Teilhabemöglichkeiten der Menschen in Service Wohnungen und Pflegeheimen – haben wir vielleicht jemand vergessen? und thematisieren die ethischen Fragen der Digitalisierung von Medizin und Pflege.

Die Digitalisierung in der Medizin begegnet uns in Kürze nicht nur in Form der elektronischen Patientenakte (ePA, E-Akte), sondern bereits vielfach unter dem Begriff der personalisierten Medizin. Personalisierte Medizin umfasst Vieles – von Strategien zur Optimierung des Selbst bis hin zu maßgeschneiderten Therapiekonzepten, wie sie z.B. in der Onkologie eingesetzt werden. Eine Vielzahl digitaler Hilfsmittel steht uns mittlerweile zur Verfügung, die unseren Aktivitäts- und Gesundheitszustand aufzeichnen können. Doch wo gehen all die Daten hin und wer fängt was mit welchen Daten von uns an?

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen erfordert gerade auch von älteren Menschen, sich mit den neuen Medien auseinanderzusetzen. Viele nutzen die gebotenen Möglichkeiten, viele allerdings auch nicht – aus den unterschiedlichsten Gründen wie z.B. kognitive und körperliche Einschränkungen, depressive Erkrankungen oder auch fehlender Zugang. Eine besonders gebrechliche Population findet sich in Service Wohnungen, Pflegeheimen, Rehakliniken und Krankenhäusern. Diese Personen sind noch zu einem großen Teil von den Möglichkeiten des digitalen Fortschritts ausgeschlossen, könnten gleichzeitig aber besonders von unterstützenden, assistiven Systemen profitieren.

Vorstellungen eines selbstbestimmten und unabhängigen Lebens im Alter und einer Verbesserung medizinischer Versorgung treiben die Entwicklung digitaler Technologien voran. Begleitet wird diese aber auch von Befürchtungen. Wird die personalisierte Medizin auch eine menschlichere Medizin? Wer übernimmt Verantwortung für Datentransfer, die Interpretation von Testergebnissen und das Vermeiden einer Zweiklassen-Versorgung bei zunehmend automatisierten Vorgängen? Welche Möglichkeiten der Mitgestaltung beim Einsatz moderner Technologien haben wir?

Dienstag 29.09.2020 Gesundheit 4.0

Ein Überblick zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Expertenwerkstatt mit

Prof. Dr. Mark Dominik Alscher | Geschäftsführer Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH Stuttgart und Vorsitzender Digitale Gesundheit BW e.V.

Moderation: Dana Hoffmann | Liveübertragung mit Fragen- und Diskussionskanal

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt vielfältige Möglichkeiten, birgt aber auch Risiken und stellt die Medizin vor neue Herausforderungen. Am Beispiel der aktuellen Covid-19-Pandemie wird aufgezeigt, wie Innovation die digitale Transformation unterstützen kann. Doch was bleibt zukünftig erhalten?

Beim Megatrend Digitalisierung geht es nicht nur um Telemedizin und mobile Applikationen. Weitere Digitalisierungsthemen, wie beispielsweise die Robotik im OP, werden langfristig Einfluss haben.

Zudem muss die Digitalisierung die sich verändernden sozioökonomischen Rahmenbedingungen wie den demografischen Wandel, Migrationsbewegungen und den Klimawandel berücksichtigen. Die digitale Medizin kann helfen, die daraus entstehenden Probleme mit Lösungsansätzen zu adressieren.

Ein Gesundheitssystem 4.0 als Brücke zu den Problemen der Versorgung. Eine digitale Patientenakte, die Vorhaltung mobiler Applikationen und die Telemedizin sind hierbei nur Teilaspekte. Es geht auch um die Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung. Das Land Baden-Württemberg hat hierzu eine Konzeption aufgelegt.

Mittwoch 30.09.2020 Nicht ohne uns!

Digitalisierung im Gesundheitswesen – eine gesellschaftliche Aufgabe

Podiumsdiskussion mit

Eva-Maria Armbruster, Diakonisches Werk BW
Prof. Dr. Anne Barzel, Institut für Allgemeinmedizin Universität Ulm
Dr. Markus Marquard, ZAWiW Universität Ulm
Anja Schwarz, Landesseniorenrat BW
Roland Sing, Sozialverband VdK BW
Andreas Vogt, Leiter TK-Landesvertretung und Bürger*innen

Moderation: Dana Hoffmann | Liveübertragung mit Fragen- und Diskussionskanal

Was sind die zentralen Aspekte und Herausforderungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen?

„Niemand darf durch digitale Entwicklungen abhängt werden. Zugänge müssen Roland Sing für alle Menschen möglich sein und entsprechend benutzer:innenfreundlich und sicher gestaltet werden, soziale Ungleichheiten dürfen nicht vertieft werden oder neu entstehen. Für uns steht fest, dass digitale Unterstützungsmöglichkeiten persönliche Begegnungen nicht vollständig ersetzen können.”

Eva-Maria Armbruster

„Wir leben in einer digitalisierten Welt – ob es uns gefällt oder nicht. Die elektronische Patientenakte und die Videosprechstunde sind erste Schritte digitalisierter Gesundheitsversorgung. Um die Vorteile digitaler Anwendungen für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und für alle gut zugänglichen Gesundheitsversorgung zu nutzen, ist es erforderlich vor der Einführung zu untersuchen, welche eHealth-Anwendungen tatsächlich einen Nutzen für Patient*innen bzw. deren Versorgung haben und welche möglicherweise eher schaden. Hausärzt*innen und Patient*innen müssen mitentscheiden.“

Prof. Dr. Anne Barzel

„Nicht nur ältere Menschen werden durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen vor große Herausforderungen gestellt. Mit dem Projekt gesundaltern@bw möchten wir zur digitalen Teilhabe befähigen. Wir wollen Bürger*innen nicht nur mitnehmen, sondern ihnen auch ermöglichen, die Digitalisierung – nicht nur im Gesundheitswesen – aktiv mitzugestalten.”

Dr. Markus Marquard

„Unser Alltag ist längst digital. Insbesondere älteren Menschen bietet diese Entwicklung viele Chancen, Möglichkeiten und komfortable Lösungen für den Alltag. Um mehr Älteren den Weg in die digitale Welt zu erleichtern, sind genaues Hinschauen und gezielte Angebote ebenso notwendig, wie die Akzeptanz, dass sie auch das Recht auf ein Leben ohne Internet haben. Die analoge Welt sollte weiterhin Bestand haben, Zweigleisigkeit ist notwendig.“

Anja Schwarz

„Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten. Wichtig ist die Steigerung der Versorgungsqualität! Die Telemedizin darf die persönliche Vorsprache mobilitätsbehinderter und älterer Patienten nicht verhindern. Die Digitalisierung muss den Menschen dienen!“

Roland Sing

„Die Digitalisierung verändert sowohl die Wünsche der Menschen an ihre Krankenkasse als auch deren Servicemöglichkeiten radikal. Die Herausforderung lautet: Wie machen wir unseren Versicherten die digital vernetzte Gesundheitswelt möglichst komfortabel zugänglich und bieten gleichzeitig ein ebenso gutes Serviceerlebnis für all diejenigen, die diesen Weg langsamer oder gar nicht gehen wollen?”

Andreas Vogt